Tag 1777: Neustart und der Versuch, aufs Smartphone zu verzichten – Zehn-Punkte-Liste
Zwischen dem letzten Beitrag vom 30.06.2020 und heute liegen 1203 Tage. Soweit so gut. Die Tage fühlen sich sowieso nicht wie mehr als drei Jahre an, deswegen hat hier auch gar keiner gemerkt, dass nix neues kam, oder?
Smartphone abschaffen? Geht das?
Die neueste Idee, neben der ursprünglichen, die eigene Social-Media-Nutzung herunterzufahren, ist jetzt: kann man aufs Smartphone verzichten? Seien wir ehrlich, über die Jahre wurden die komischen Plattformen, auf denen man sich stundenlang pro Tag per Smartphone aufhält, immer mehr. Morgens nach dem Aufwachen glotzt man auf den Bildschirm, auf dem Klo, beim Warten, beim Laufen, an der Ampel stehend und über die Ampel laufend. Schon blödsinnig.
Zehn Punkt zur Klärung
Hab in den letzten Wochen überlegt, ob man aufs Smartphone wirklich verzichten kann, schauen wir mal, was man mit dem Ding so macht:
- Kommunikation (z. B. WhatsApp, Threema, Signal, Slack, Discord, Teams)
- Fotos – mit Synchronisation in irgendeine Cloud
- Einkaufs- und sonstige Listen (synchronisiert zu den Geräten der Familienmitglieder oder so)
- Gerät im Auto mit Android Auto oder Apple CarPlay
- Podcast hören (mit Synchronisierung der Hör-Liste und Abspielposition zu anderen Geräten)
- Informationen erhalten (Onlinesuche), News lesen
- Laufen, Wandern, Radfahren – GPS-Aufzeichnung der zurückgelegten Strecken
- Kalender und Kontakte – mit Synchronisation
- Arbeit erledigen – Webbrowser, Terminalanwendungen, SSH
Am 16.10.2023 beginnt der Test
Man muss ja das Smartphone gar nicht abschaffen, es würde reichen, überflüssige Apps zu löschen. Aber die Erfahrung hat gezeigt, man weicht das ziemlich schnell auf und installiert sich doch mal kurz dies und das, oder fängt einfach an sich zu betrügen und öffnet irgendein tolles Soziales Netzwerk einfach im Webbrowser, weil die App ja nicht da ist. Haha.
Leider hat sich die Welt der Betriebssysteme für Feature Phones (günstige, leichtgewichtige Telefone, häufig mit Tasten und ohne Touchscreen) nicht allzu rosig entwickelt. Da ist immer noch (oder wieder) Nokia mit Telefonen, auf denen S30 läuft. Nicht viel zu holen mit “Apps”, in der Regel geht das, was auf dem Gerät drauf ist. Sehr vernetzt ist das alles nicht, Telefonieren und Kommunizieren geht, WhatsApp – in der Regel als einzige Plattform dieser Art – geht zumindest. Und Facebook (nein danke) als Mutter von WhatsApp geht. Darüber hinaus eher aufs Gerät beschränkte Dinge wie Kalender, Kontakte und vielleicht Radio hören.
Ein Lichtblick war vor vielen Jahren Firefox OS. Ist aber tot. Daraus wurde KaiOS. Eigentlich ein gutes Konzept. In vielen Ländern der Erde auch sehr großflächig im Einsatz. Aber es hat halt das gleiche Problem, wie alles … die Entwicklung stagniert seit 2021. Aber es ist eine gute Grundlage für den Test.
Ich habe nach einem Telefon mit KaiOS gesucht, das möglichst viel bietet (z. B. zwei Kameras – echt was besonderes), eine halbwegs gut nutzbare Tastatur (ja, echt) und ein nicht all zu großes, bestenfalls nicht klappbares Gerät. Gefunden habe ich das Energizer E242S. Das ist wirklich der Hersteller von Batterien, hier der Link:
https://www.energizeyourdevice.com/en/mobiles/product/details/e242s-new/
Verspreche mir davon folgendes: aus Mangel an Quatsch-Apps es nicht mehr mehrere Stunden pro Tag in der Hand zu haben, die gewonnene Zeit für sinnvolle Dinge zu nutzen. Und als Softwareentwickler und Technik-Nerd reizt mich die Plattform KaiOS sowieso schon lang.
Schauen wir in der nächsten Zeit einfach mal, wie viele der obigen zehn Punkte sich sinnvoll mit dem Gerät nutzen oder beackern lassen.
Tag 580: TSCHÜSS AMAZON, früher warst du mir lieber
Am 23. Mai 2001 gab ich meine erste Bestellung auf, unzählige Produkte, von der Büroklammer bis zur Waschmaschine habe ich bei dir gekauft und hab dich stets gelobt, oder zumindest gut gefunden, höhere Preise hin oder her, du warst die erste Wahl. Heute, nach 6984 Tagen ist Schluss.
- Prime adé,
- haufenweise Echo-Geräte adé,
- noch viel mehr Fire-Geräte adé,
- Onlineshoppinganlaufstelle adé.
Der Zug ist aus dem Bahnhof raus. Du hast mir gegenüber (jetzt für mehrere Monate in Folge) als Geschäftspartner und als Privatperson bewiesen, wie wenig dir zwei Jahrzehnte meiner Treue, meines Geldes, meiner bergeweise Provision, die du durch meine Arbeit als Buchautor, als Buchverlag und privater Amazonverkäufer verdient hast, wert sind.
Tschüss, ‘ne. War zwar schön, aber Lebensabschnittsgefährte a. D. klingt doch auch nach was.
Was für ein Rumgeheule, ist doch nur Kapitalismus. 😉
Tag 507: 24. April 2005 / 24. April 2020
Franziska (2020)
Wir haben die Welt um uns herum andauernd analysiert und bewertet, erlebte Geschichten in Worten festgehalten und was schöner war, sie uns später erzählt. Du hast über Menschen auf der Straße gegrübelt, ich habe auf der Straße gelacht.
Es sind dreizehn Jahre seit unserem letzten gemeinsamen Weg vergangen. Fünfzehn Jahre, in denen viel passiert ist. Vieles, das ich dir gerne anvertraut hätte, viel zu dem deine Meinung wichtig gewesen wäre.
Ich vermisse dich noch immer sehr, kämpfe aber schon längst nicht mehr gegen das Lachen und Fröhlichsein. Lachen und Fröhlichsein waren deine Anker im Leben, beide hast du mir hinterlassen.
Die gemeinsame Zeit mit dir war zu kurz, aber hat gereicht, mich zu dem zu machen, der ich heute bin. Wie ich heute bin.
Komm zurück (2010)
Die herrlichen Geschichten, die sich um uns herum abspielten wurden Zeuge unseres Glücks. Es sind mehr als fünf Jahre vergangen, viele Sonnenaufgänge haben mich an dich erinnert.
Unglaublich viele Tage, an deren Ende mich deine Ratschläge weniger traurig gemacht hätten, sind grau ins Land gezogen.
In diesem Moment halte ich dein Bild in der Hand und deine Worte in Gedanken. Du bist hier gewesen, auch wenn das Außenstehende anders sehen würden. Du bist nie weg gewesen, nie unerreichbar.
Ich sehe dich vor mir, greife deine Hand in Gedanken, warte, still im Zimmer sitzend, auf ein Zeichen.
Manchmal kommt eines. Glaube ist stark. Ich glaube, du bist ganz in der Nähe. Ich lache mit dir, wir erleben bald den nächsten Sommer, die Ruhe am Abend und die Einsamkeit in Gemeinsamkeit. Was machst du nur? Komm zurück!
Am Ende für dich
Meine Welt, das bist du, geschaffen aus Bildern und Worten, gegangen im Schutz Ferne. Im traurigsten Moment warst du allein‘ und doch mit uns vereint.
Ich vermisse dich und kämpfe gegen Lachen und Froh- sinn, obwohl diese beiden deine Anker waren.
Zu kurz war unsere Zeit auf Erden. Noch viele Jahre erhoffe ich mir für das Leben, um täglich an dich denken zu können, dein Bild zu sehen, dein Leben zu überlegen.
Dein Sein und das Wissen, dich draußen vor dem Fenster umher rennen zu sehen, bringt mich zum weinen.
Es macht mich glücklich, dich gekannt zu haben. Ich danke dir für die Momente, für all‘ die Worte und Spinnereien. Ich danke dir für alles, für immer. Es wird dauern bis ich es begreife. Mein Herz, deine Schritte im Schnee … den ersten Sommertag (heute) hast du als Engel erlebt.
am Abend des 2. Mai 2005
Mittwoch (2018)
Am Anfang ist es jedes Mal ein kleines Abenteuer auf das man sich einlässt, wenn man Gedanken im Kopf sammelt und den Entschluss fasst, einen Stift zu nehmen, um sie aufzuschreiben.
Im Laufe der Zeit lernt man die Bilder der Welt in Buchstaben zu verwandeln und aus Alltagsmomenten kleine Episoden zu machen, ohne den Charme der Situation zu verfremden. Leider lernt man auch zu vergessen, den realen Zeitpunkt zu genießen.
Ich ertappte mich oft dabei, abwesend zu sein und den Schwerpunkt eines Augenblicks wie durch Nebel zu erfassen, weil im Kopf bereits die Sätze zur Beschreibung der Szene entstanden, die unbedingt festgehalten werden wollten.
Ich ertappte mich oft dabei, nicht einfach in den Tag zu leben und die Woche nicht einfach Woche sein zu lassen, oder den Arbeitstag nicht einfach als notwendiges Übel zu sehen.
Im Dämmerlicht saß ich oft stundenlang vor einem Blatt Papier, trank erst Wein, dann Bier, zog an Zigaretten oder den Fäden der Jalousie um frische Luft und Sternenhimmel als Inspiration oder wenigstens eine verirrte Fliege als Muse ins Zimmer zu lassen.
Ich ertappte mich oft dabei, nicht einfach in den Tag zu leben, nicht einfach da gewesen zu sein, wenn jemand sagte es wäre schön und passend. Nicht da gewesen zu sein, wenn nachmittags Schule war. Nicht da gewesen zu sein, wenn Not am Mann war.
Ich bewertete alles, saugte alles auf und winkte oft gedankenverloren und griesgrämig, kleinlaut oder sarkastisch ab, wenn mir eine Frage gestellt wurde.
»In trüben Gewässern fischen« hat mal einer als Antwort bekommen, als er andere fragte, wie das wohl sei, sich mit mir zu unterhalten. Die Wahrheit öffnet einem manchmal die Augen, auch wenn man das nicht sofort erkennt.
Es ist ein Mittwoch gewesen, der mich dazu brachte zu behaupten:
»Probleme gibt es keine, höchstens überbewertete Situationen. Beleidigungen gibt es keine, höchstens missverstandene Worte. Ängste gibt es keine, höchstens übertriebene Gedanken. Mich als lachenden Mensch gibt es nicht, höchstens an anderen Tagen.«
Das alles war vor der Zeit im Frühling nach der Jahrtausendwende, der zuerst nicht besonders warm war, aber im Laufe sehr herzlich und wichtig wurde. Mich veränderte,
verstehen lehrte, Vernunft erschuf und meine Lebensweise und Einstellung positiv beeinflusste.
Es war ein Mittwoch.
»Angenehm, einfühlsam, charismatisch, traumhaft, ehrlich, freundlich, geheimnisvoll, herrlich, intelligent, jung, krisenstark, lieb, wertvoll, nachdenklich, witzig, umgänglich, romantisch, speziell, traumhaft, schön, verständnisvoll, wichtig und zauberhaft.«
23 Worte für die Königin. Die Königin, die mich aus dem Sumpf der trostlosen Traurigkeit befreit hat und mit ihrem Dasein und ihrer grandiosen Fähigkeit für Aufheiterung dafür gesorgt hat, mich zu dem zu machen, der ich heute bin. Wie ich heute bin.
Es war ein Mittwoch.
Am Abend nach einem langen Tag erzählte sie mir von ihrem Plan fürs Studium. Sprach von ihrem Umzug, ihrer ersten eigenen Wohnung und ihrer Freude über die Sonne die da war, als sie mit einer Freundin einen Ausflug machte.
Sie erzählte überschwänglich lustige Geschichten und wie sie beide lachten und wie besagte Freundin in Gedanken
fast gegen eine Straßenlaterne gelaufen wäre.
Es war schön sie so zu erleben, die Spannung und das Knistern, die uns den Sommer begleiten sollten. Es war schön sie zu motivieren, weil sie mich motivierte.
Ihr Meerschweinchen, sagte sie, mache seinem Namen alle Ehre und fügte wie beiläufig hinzu, »wenn du etwas tun willst, was du immer tun wolltest – und du hast die Chance dazu – dann tu‘ es.«
Es war wieder ein Mittwoch, als sich überraschend ihre Schwester bei mir meldete und sagte: »es tut mir leid, Franzi ist am Sonntag gestorben.«