Tag 30: Outlaws for life, fellas

Goldgräberstimmung. 2002.

Giulia ploppt den Deckel ihrer Flasche auf, während ich mir den ersten Matsch vom Schuh kratze. Wir sind diese Gören, freie Gören voller Tatendrang, gerade die Zwanziger überschritten und immer schön am Rand der Selbstzerstörung entlang. Wir stoßen mit den Typen vom Nachbarzelt an und begeben uns auf den Weg zum Grundpegel des Wochenendes.

Die Welt hier auf dem Feld ist anarchisch entspannt. Es spielen Menschen Tischtennis auf einem mitgebrachten Klapptisch, andere drehen Joints, bauen Zelte oder Pavillons auf. Einer ist nackt. Irgendwo in der Nähe mixt ein Typ Beats von Gang Starr mit Vocals von Luckie D. Ich bin fest davon überzeugt, dass die guten Momente wieder Überhand nehmen und die traurigen der letzten beiden Jahre überflügeln. Heute jedenfalls ist das Wohlfühlklima hergestellt und die jugendliche Euphorie, endlich mit eigener Kunst ein paar Geldstücke zu verdienen und durch eigener Hände Arbeit in der Medienbranche Fuß gefasst zu haben,fühlt sich täglich wie ein Triumph an. Wenn du alle Nase lang SMS von Menschen bekommst, die du nicht kennst und du in Städten unterwegs bist, die du allenfalls mal in Fernsehbildern gesehen hast und sogar fürs Betrinken bezahlt wirst, glaubst du schnell, es geht immer so weiter.