Tag 8: Jedes Herz ist eine revolutionäre Zelle

11.12.2018 00:50 Uhr

Es ist kalt draußen und immer wenn es kalt draußen ist, will ich über irgendwas mit Sommer erzählen. Einmal hat mich am „Open Flair“-Festival unser mitgereister Hund in den Daumen gebissen und ich konnte deswegen nicht Helge Schneider gucken. Danke an die großartige Arbeit des Deutschen Rotes Kreuz.

Fuß raus aus dem Bully und direkt von Fury In The Slaughterhouse, absolut unterbewertete, ungeniert englischsprachige Deutschrockband, begrüßt. Wir sind in Eschwege/Hessen.

Die kleine Revolte

Dieser Ort Eschwege, den ich niemals besucht hätte, niemals hätte besuchen können, wären Menschen nicht auf die Straße gegangen. Was ich damals über diese Menschen dachte, geistert auch beim Open Flair in meinem Kopf herum. Die Luft trägt ein Gefühl von Selbstlosigkeit, Spaß und Ausbruch. Die Kraft, eine kleine Revolte zu schaffen – in Form einer Hippiekommune unter freiem Himmel, in dessen Zentrum ein großes Zirkuszelt steht – ist spürbar. Es wirkt ehrlicher als andere Inseln, auf denen ich unterwegs war. Die anderen, die goldverziert blendend versuchen, abzulenken vom eindeutig kapitalistischen Hintergedanke. Der Mensch als Melkvieh steht in deren Statistiken nur als Randnotiz unter dem Punkt Beschaffungsstrategie.

Als Mensch beim Open Flair wirkst du wichtig und beachtet. Was so liebenswürdig ist, ist der Zustand, dass es keine Schubladen gibt. Jeder Mensch, groß oder klein, bekommt seine Ecke, seine Art der Unterhaltung und seine Möglichkeit, sich zu entfalten. Ein Wochenende mit Kunst, Musik, Lagerfeuerromantik und anspruchsvollen Worten. Für Kinder ein Ort zum Ausprobieren und fast grenzenlosem Tollen und für Eltern ein Ort mit Abwechslung und Kräfte sammeln.

Seit 1985 findet in Eschwege das Open Flair Festival statt. Die Planung und Durchführung passiert unter der Federführung des Arbeitskreis Open Flair e.V., was neben dem jährlich zu spürenden Gefühl vor Ort, auch auf dem Papier beweist, dass es um Menschen geht und nicht ausschließlich um schnöden Mammon, wie bei der Konkurrenz.

Zitat des Tages
„Klar kannst Du Dich mal melden, halt nur nicht bei mir. Und wer kann denn jetzt was wofür? Zusammen eine Generation denn was bleibt uns übrig.“ – Marcus Wiebusch

Musikstück des Tages

ENEMY MINE von Fury In The Slaughterhouse